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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 15.03.2004


Ursula Fleischmann. Eine Fotoausstellung
Sabine Grunwald

Das Dasein und seine Zerbrechlichkeit. Die Galeristin Heidrun Quinque-Wessels stellt noch bis zum 17. April 2004 die großformatigen Fotografien der Karlsruher Künstlerin aus




Ursula Fleischmann arbeitet mit Kontrasten. In der Galerie hängen die ausgestellten großformatigen Fotografien direkt in Augenhöhe. Die dunklen Schwarz-Weiß Portraits der Frau, die gedankenverloren ein Puppenkind in den Armen hält, stehen in scharfem Gegensatz zu den farbigen Hochglanzbildern der Rosenblüten. Dieser Dualismus erhöht den Spannungsbogen und steigert die Eindringlichkeit der seriell gehängten Arbeiten. Einige BesucherInnen kommentierten, dass die Bilder auf sie eine verstörende Wirkung hätten.

Mit der Portraitfotografie beschäftigte sich Ursula Fleischmann immer wieder, ob sie nun Obdachlose aufnahm, Schwangere oder Frauen aus dem Tal der Könige.
Andererseits reizt Ursula Fleischmann aber auch das Dokumentarische. Sie machte in großer Zahl Aufnahmen von Szenerien, denen sie zufällig beiwohnte oder von architektonischen Eindrücken, die sie gezielt suchte (z. B. dem Lesesaal der Bibliothek von Alexandria).

In Ausstellungen kombiniert sie scheinbar nicht zueinander Passendes: u. a. zeigte sie Fotos einer Dreiergruppe von Badewannen aus einer verfallenden Anstalt für geistig Behinderte in Belgien zusammen mit vom Fernsehschirm abfotografierten Frauengesichtern aus dem Film Der Zauberberg nach Thomas Mann.

In ihren Arbeiten geht es um das Dasein, seine Zerbrechlichkeit und das Ende im Tod. Dennoch haben ihre Fotos nichts reißerisch Enthüllendes, sie zeigen die Würde alles Lebendigen, auch im Tode (z. B. die geschlachteten Teile eines Tieres, auf dem noch das Werkzeug seiner Metzger liegt). Die Künstlerin sagte einmal, daß sie nie einer Schlachtung mit dem bloßen Auge zusehen könne. Doch mit Hilfe des Objektivs ihrer Kamera, durch die Distanz, ist es ihr möglich.
Sie fotografiert nicht nur mit einer Hasselblad, sondern auch mit einer einfachen Box oder einer Kleinbildspiegelreflexkamera.

Ursula Fleischmann, geboren in Ludwigshafen am Rhein, lebt in Karlsruhe. Im Statikbüro ihres Vaters wurde sie zur Bauzeichnerin ausgebildet, obwohl sie eigentlich Malerin werden wollte. Für ein Jahr arbeitete sie als junge Frau bei Max Bill in Zürich. Später fand sie eine Anstellung an der Architekturfakultät der Karlsruher Universität. Vor ca. 30 Jahren begann sie systematisch zu fotografieren. Das Fernweh und das Interesse an fremden Kulturen zogen sie in viele Teile der Welt. Die großen Städte reizten sie besonders. Überall war ihre Kamera dabei. Es entstanden umfangreiche Arbeiten über Ägypten: sie fotografierte Landschaften, Menschen und Tiere und die neue Bibliothek von Alexandria.


Ort:
Galerie Heidrun Quinque-Wessels
Reinhardtstraße 29 D (Seiteneingang)
10117 Berlin/Mitte
Dauer:
6. März - 17. April 2004
Öffnungszeiten: Mi-Fr.. 14.00 - 18. Uhr, Sa. 13.00 - 16.00 Uhr

Weitere Informationen finden Sie im Netz unter:
www.hqw52.de


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Beitrag vom 15.03.2004

Sabine Grunwald